Am 14. September 2019 trat die Payment Services Directive, kurz PSD2, in Kraft. Ein wichtiges Datum für die europäische Finanzwelt im digitalen Wandel, welcher von den meisten Geldinstituten in der EU (81 Prozent laut einer Studie von Roland Berger) begrüßt wird. Trotzdem halten sich die meisten Banken mit der Umsetzung noch zurück. Dabei ermöglicht die PSD2 neue strategische Möglichkeiten bis hin zu einem Open-Banking innerhalb der EU. Aber eins nach dem anderen, bevor wir uns die verschiedenen Positionen zu der Neueinführung anschauen, hier nochmal eine kurze Definition der Richtlinie.
Die Idee der PSD2-Richtlinie war es, mehr Komfort und Zahlungssicherheit **für Nutzer **zu schaffen. Besonders der Zahlungsverkehr innerhalb der EU sollte dadurch vereinfacht werden und den Wettbewerb fördern. Um die Sicherheit zu gewährleisten, wurde eine sogenannte Zwei-Faktoren-Authentifizierung beim Online-Banking für den Kontozugriff eingerichtet. Das war vor allem der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) wichtig, die vor Inkrafttreten der neuen Regelung klarstellen wollte, dass die Umstellung keinerlei Nachteile für die Nutzer haben darf und die Konten geschützt werden müssen. Um den europäischen Wettbewerb in der Finanzbranche durch die PSD2 fördern zu können, sind Banken seit letztem Jahr verpflichtet Drittanbietern Zugriff auf Daten und Konten der Kunden zu gewähren.
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Der Gedanke, dass PSD2 gleich Open Banking bedeutet ist nicht von ungefähr. Die neue Richtlinie fördert den europäischen Wettbewerb und neue Innovationen im Markt. Das hat zur Folge, dass nun Drittanbieter im Bankensektor mitmischen dürfen. Tatsächlich ist das der Einstieg in ein Open-Banking-Szenario, da nun etablierte Finanzinstitutionen anderen Dienstleistern Zugang zu Daten geben und mit ihnen kooperieren - immer mit dem Blick auf eine Optimierung von Produkten und Services für die Kunden. Open Banking hat laut der Studie „Adapt or die? Why PSD2 has so far failed to unlock the potential of Open Banking“ von Roland Berger bei 80 Prozent der Banken Top-Priorität im Management.
Die PSD2 erlaubt es Banken nun im Gegenzug auch, ihre zahlreichen Kundeninformationen mit Hilfe von externen Daten weiter auszubauen. Dabei planen fast 72 Prozent der Banken ihr Serviceportfolio so zu verbessern und dadurch neue Kunden anzusprechen. Die Ambitionen spiegeln sich in der Realität allerdings nicht immer wieder. Die meisten Institute sind noch damit beschäftigt, die Mindestanforderungen der PSD2 zu erfüllen. Nichtsdestotrotz ergeben sich durch den Wandel besonders für kleinere Institute, die sich auf einzelne Bereiche spezialisiert haben, neue Chancen. In der Zukunft mit einem Open-Banking-Szenario werden sie in der Lage sein, ihre Produkte einem viel größeren Markt anbieten zu können und so höhere Gewinne zu erzielen.
Eine Open-Banking-Welt bedeutet für alle Akteure eine große Veränderung in der Finanzindustrie, besonders in der Wertschöpfungskette. Eine klare strategische Positionierung muss das zögerliche Verhalten der Finanzinstitute ablösen. Denn früher oder später wird kein Haus mehr die Kapazität haben, alle Produkte und Services selbst anzubieten. Auch wichtig ist die Anpassung von Multibanking-Anwendungen, die bisher einige Probleme mit den unterschiedlichen Sicherungsverfahren der Banken hatten.
Aufgabe der Anbieter ist hier auf Produktebene die verschiedenen Sicherheitsverfahren bei der Umsetzung der PDS2-Richtlinien zu priorisieren und fortwährend Angebote anzupassen. Besonders wichtig für die Anbieter wird dabei das Kunden-Feedback sein. So können sie im Dialog mit Regulatoren und Finanzinstituten die wichtigsten Punkte und Verbesserungsvorschläge anstreben. Dabei müssen aber alle Akteure an einem Strang ziehen. Für die Finanzhäuser heißt es dabei die notwendigen Schnittstellen für die Multibanking-Anwendungen in guter Qualität und ohne Einschränkungen zu ermöglichen. Das beinhaltet die neuen PSD2-Schnittstellen und die in Deutschland etablierten FinTS-APIs. Die Regulatoren haben die Aufgabe, die Anforderungen an Sicherheit und Verfahren zu vereinheitlichen, so dass die Schnittstellen auch im Offline-Modus voll und ganz genutzt werden können.
Es gibt also noch einiges zu tun, aber der Rahmen ist dank der PSD2 geschaffen. Jetzt liegt es an den Akteuren, diese Chance auch proaktiv zu ergreifen.
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